42.
Marty DiGennaro, der berühmte Regisseur, der die Filmwelt erobert und vier Oscars gewonnen hatte, der sich gegen Bob LeVine durchsetzen konnte und neuer Herrscher im TV-Geschäft war, kurz, der kreativste Mann Hollywoods, lag an die vier Pfosten seines Bettes gefesselt auf dem Rücken. Nackt. Er versuchte, die Seidenkordeln an Händen und Füßen abzustreifen. Doch sie waren nach Pfadfinderart meisterhaft geknüpft.
Beim ersten Mal hatte ihn das schockiert, obwohl ihm niemand Prüderie vorwerfen konnte. Einige Sex-Eskapaden hatte er sich auch mit seiner Ex-Frau geleistet, die es mochte, wenn er sie von Zeit zu Zeit schlug. Und natürlich hatten ihn seine vielfältigen Erfahrungen mit den Starlets einiges gelehrt, von denen manche auf die exzentrischsten Gedanken verfielen.
Doch selbst gefesselt zu sein, sich nicht bewegen zu können, das schätzte er nicht. Dennoch hatte er es Lila gestattet. Ohne zu lächeln, völlig konzentriert, hatte sie ihn gefesselt. Anschließend hatte sie das Licht gedämpft und ihn allein gelassen.
Seltsamerweise begann in diesem Moment bei Marty die Erektion. Machtlos und nackt im Dunkeln erregte ihn die Erwartung mehr, als er für möglich gehalten hätte.
Schließlich erschien Lila wieder, das flammende Haar offen. Sie trug eine Art Korsett, das die prachtvollen Brüste über das bronzefarbene enggeschnürte Kleidungsstück hob. In der gleichen Farbe trug sie einen Tanga mit einem hochangesetzten Dreieck vorn, hinten nur eine seidene Schnur, die zwischen ihren wohlgerundeten Pobacken zum unteren Rand des Korsetts führte. Marty holte mühsam Luft. Wenn man von einigen Wiederholungen seiner ersten sexuellen Erfahrung mit Lila absah, hatte er nicht mit ihr geschlafen. Nackt hatte er sie nie gesehen. Ihre unglaublich langen Beine, der Hintern, die Titten, jetzt angeschwollen und rund, erregten ihn tief. Sein Penis streckte sich ihr entgegen. Doch rühren konnte er sich nicht.
»Hübsch?« fragte sie.
»Sehr«, ächzte er.
»Willst du mich berühren?«
»Ja. Binde mich los.«
»0 nein. Wo bliebe da das Vergnügen?« Sie beugte sich über ihn, bis ihre Brust fast seine ausgestreckte linke Hand berührte. Er versuchte das weiche Fleisch anzufassen. Doch da zog sie schon zurück. »Erst mußt du sie küssen«, verlangte sie.
»Gern. Binde mich los. Bitte!«
»Nein.« Sie ging ans Fußende des Bettes. Mit einer fließenden Bewegung bestieg sie das Bett und setzte ihre Füße um seinen Körper. Marty fühlte ihre schlanken Fesseln an seinen Hüften, sah die Brüste über sich, Lilas kühles Gesicht, das Haar, das wie ein Vorhang über ihren Körper fiel. Sie hockte sich auf ihn, ohne sein geschwollenes Glied zu berühren.
Langsam beugte sie den Oberkörper tiefer, und er versuchte hungrig, mit den Lippen ihre Brust zu erreichen. Doch das ließen die Fesseln nicht zu. Lila hielt in der Bewegung kurz vor seinem Mund inne, wartete, bis er sie anbettelte, die Brust küssen zu dürfen. Er stöhnte.
Da ließ sie die Brust so tief zu ihm herab, daß sie gerade nur seine Lippen erreichte. Wieder stöhnte er: »Mehr!«
Lila glitt vom Bett. Sie zündete neben dem Bett eine Kerze an. In dem flackernden Kerzenschein erschien sie ihm schöner als alle Frauen, die Gott je erschaffen hatte. Ihre Zähne, ihre Augen, ihre Lippen und ihr Haar reflektierten das Licht. Tränen traten in seine Augen.
Plötzlich hob Lila ihre Brüste mit den Händen an. Sie hielt sie wie eine Opfergabe. Zwischen Daumen und Zeigefinger drückte sie die Brustwarzen. Erst die Linke, dann die rechte. Dabei schloß sie die Augen. »Ach, ist das gut. Möchtest du das mal machen?«
Marty fehlte die Kraft zu einer Regung.
Sie strich mit den Händen über ihre Taille, ihre Schenkel und den Bauch, während Marty zusehen mußte. Sie drehte ihm den Rücken zu, fuhr mit den Händen über ihren Rücken und tiefer.
»Soll ich dich berühren?« fragte sie.
»Ja, bitte.« Lächelnd strich sie leicht wie ein Schmetterlingsflügel über seine harte Brust. Sie kam bis in die Gegend seines Glieds, das nun feucht geworden war, brachte die Hände aber gleich wieder zu seinem Gesicht, seinen Augen, seinem Mund. Er küßte ihre Finger, bis Lila erst einen Finger in seinen Mund steckte, dann noch einen und noch einen. Gierig saugte er daran, dankbar, weil er sie mit den Lippen, der Zunge und den Zähnen fühlen durfte. Viel zu schnell ließ sie von dem Spiel ab, streichelte über seine Brust, zwickte die Warzen mit dem Fingernagel und gelangte bis hinunter zu seinen schmerzenden Weichteilen, seinen Schenkeln und seinen Füßen. Sanft nahm sie einen Fuß in die Hände und rieb ihre Brust daran.
Die Hitze durchschoß ihn wie ein Stromschlag. Ihm war, als gäbe es eine direkte Verbindung zwischen seinem Fuß und seiner Männlichkeit. Da begann er zu weinen.
Erst leise, dann lauter. Das Schluchzen schüttelte ihn. Er riß an seinen Fesseln. Er warf den Kopf von einer Seite zur anderen.
Plötzlich war Lila über ihm. Ihr Gesicht neben ihm, ihr Haar auf seinem Gesicht. »Nicht, Liebster, nicht Baby«, gurrte sie, wischte die Tränen mit ihrem seidigen Haar ab und wiederholte wie ein liebende Mutter: »Nicht, Baby.« Sie hielt ihm die Brust an die Lippen. »Hier!« Er saugte daran, zu erregt und außer sich, als daß er noch Scham empfunden hätte. Dann drehte sie ihm den Rücken zu, hockte auf seiner Brust und küßte sein Glied, spielte zärtlich mit seinen Hoden. Durch einen Tränenschleier hindurch sah er, wie sie das Dreieck ihres Slips zur Seite schob. Er fühlte sein Glied an ihr, in ihr. Endlich! Endlich! Er stellte sich selbst keine Fragen mehr, außerstande, einen klaren Gedanken zu fassen, außerstande auch zu sprechen. Lila beherrschte ihn ganz. Sie drückte ihren Körper auf ihn, bewegte sich auf und nieder und wimmerte leise.
Marty war es zumute, als gipfele sein Ich, ja, die Welt in seinen Eingeweiden. Dort herrschte ein Inferno. Die Schmerzen würgten ihn, und doch war es der beste Sex, den Marty je erlebt hatte. Er erreichte seinen Höhepunkt schluchzend.
Dieses Ritual wurde leicht abgewandelt. Doch es fand etwa einmal die Woche statt. Jedes Mal band Lila ihn mit den Seidenschnüren fest. Von Mal zu Mal steigerten sich Martys Hunger und seine Dankbarkeit.
Statt daß es ihn störte, erleichterte ihn dieser passive Sex. Sein Leben lang hatte er sich den fordernden, schwierigen Wünschen der Frauen anpassen müssen. Nun, mit siebenunddreißig, durfte er die Initiative der Frau überlassen. Er brauchte sich nicht um den Ablauf, die Zeit, die sexuellen Rituale zu kümmern. All das übernahm Lila — und er dankte es ihr.